In einer Sehschule befasst man sich mit allen möglichen vorkommenden Sehfehlern und der Möglichkeiten, sie zu korrigieren. Es ist das Synonym für unterschiedlichste Einrichtungen, die sich auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema „gutes Sehen und wie man schlechtes Sehen behandeln kann“ befasst. Hier kommen keinesfalls nur Kinder hin. Der Begriff Sehschule stammt vermutlich aus der Zeit zwischen 1920 und 1930 und begründet ihren Namen unter anderem sicher durch die damalige Verbreitung des Augentrainings. Die Entwicklung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden von Störungen des Binokularsehens (beidäugigen Sehens) und Bewegungsstörungen der Augen durch die evidenzbasierte Medizin ab den 1950er Jahren mögen der Grund sein für die Entstehung der Sehschule. 1920 erfand der amerikanische Augenarzt William Bates die unterschiedlichen Verfahren des Augentrainings. Durch spezielle Übungen und gezieltes Training der äußeren Augenmuskulatur wurde eine Reihe von Methoden nach Bates zur Beseitigung von optischen Brechungsfehlern, wie Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit, ja sogar Astigmatismen verstanden. Zumindest sollte das Augentraining nach Bates weitestgehend das Tragen von Kontaktlinsen oder Brillen verringern und im Idealfall ganz aufheben. Das zunehmende Interesse führte zur Errichtung der sogenannten Sehschulen.
Obwohl ein wissenschaftlicher Nachweis ihrer erfolgreichen Anwendung und Wirksamkeit bislang nicht erbracht worden ist, gibt es Berichten zufolge positive subjektive Erfolge zu verzeichnen.
Heute findet man den Begriff Sehschule als Bezeichnung von augenheilkundlichen, medizinischen Spezialabteilungen in Praxen und Augen Kliniken, in denen es um die Diagnostik und Therapien von Augenmuskelgleichgewichtsstörungen wie Schielen, Nystagmus oder fehlendem räumlichem Sehen und funktionaler Schwachsichtigkeit geht. Neuroophthalmologen bedienen sich auch den therapeutischen Kapazitäten solcher Sehschulen. Trotz der über die Jahrzehnte veränderten Behandlungsmethoden hat sich der Ausdruck „Sehschule“ im allgemeinen Sprachgebrauch als Synonym für eine augenheilkundliche Fachabteilung für Orthoptik, Pleoptik und Motilitätsstörungen etabliert.
Der Begriff „Augentrainer“ oder „Sehtrainer“ ist häufig u. a. im Zusammenhang mit Verfahrensweisen des Augentrainings und anderer Methodiken zu finden. Die Ausübung solcher Tätigkeiten unterliegt keiner staatlich anerkannten Ausbildung und kann von jedem ausgeübt werden, und sogar jeder kann Seminare zum Augentrainer anbieten. Wegen dieser fehlenden juristischen Grundlagen darf jedermann diesen Terminus ohne besonderen Befähigungsnachweis für sich verwenden. Demgegenüber sind die Sehschulen als augenheilkundliche Fachabteilungen der evidenzbasierten Medizin mit Orthoptisten besetzt, die ihre Berufsausbildung in staatlich anerkannten Lehranstalten erhalten haben. Die Dauer der Ausbildung dauert 3 Jahre und unterliegt einer einheitlichen Qualitätskontrolle. In letzter Zeit ist die Akademisierung des Berufs im Gespräch, was in Österreich schon längst der Fall ist. Hier macht man seinen Abschluss als Bachelor of Sciences in Health Studies BCs.