Menschen in einem Alter von über 40 Jahren können früher oder später in der Nähe nicht mehr so gut schauen. Das liegt am Alterungsprozess der natürlichen Augenlinse im menschlichen Auge. Die Hautzellen werden im menschlichen Körper permanent neu gebildet und die abgestorbenen verhornten Zellen werden in Form von Schuppen abgestoßen. Dies ist an der äußeren Hautschicht möglich. Im Linsenkern werden jedoch auch permanent neue Zellen gebildet, die dann von innen zur äußeren Schicht wachsen, bei der Linse können sie aber nicht nach außen abgegeben werden, sondern verhärten sich an der Linsenrinde und lassen die Linse mit den Jahren immer mehr verhärten. So kann die Muskulatur, die die Linse umschließt, die Ziliarmuskulatur, die Linse immer schlechter zusammendrücken, um eine höhere Wölbung der Linse zu verursachen und damit die Dioptrie der Linse zu erhöhen. Diese Erhöhung der Dioptrie ist aber notwendig, um in der Nähe deutlich sehen zu können. Somit ist der Grundstein für eine Sehhilfe gelegt.
Ist es anfänglich nur bei Kleingedrucktem schwierig, wird es mit zunehmendem Alter immer schwieriger, in der Nähe deutlich zu sehen. Bemerkbar macht es sich schon bei einem Verlust von ungefähr 0,75 – 1,0 dpt., aber notwendig wird eine Lesebrille ab 1,0 dpt. Im Volksmund wird diese Brille irritierender Weise Lesebrille genannt. Dabei muss diese Brille immer dann verwendet werden, wenn der Betroffene in der Nähe etwas deutlich sehen will. Das sind alltägliche Dinge, wie handwerkliche Tätigkeiten oder Handarbeiten. Auch die Hausarbeit oder das Kochen wird immer schwieriger ohne Brille zu erledigen. Die fachlich richtige Bezeichnung sollte also Nahbrille sein, um zu verdeutlichen, dass man sie nicht nur zum Erkennen von Buchstaben und Zahlen benötigt. Früher wurde dann eine solche Brille immer gerne in der Tasche versteckt und nur ganz heimlich verwendet, heute hingegen ist es mehr ein modisches Accessoire für die Menschen ab 40. Niemand schämt sich mehr über das Tragen-Müssen einer Nahbrille, obwohl es weiterhin ein lästiges Übel ist. Aber durch die Vielfalt an Farben und Formen der heutigen Brillenmode ist auch das Tragen einer Lese- oder besser Nahbrille gesellschaftsfähig geworden.